Heute schon kreativ gewesen? Sprachförderung durch kreatives Schreiben

Die gezielte Förderung der Schreibkompetenz greift nicht ohne ein positives Selbstkonzept und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Im Seminar werden wir uns daher Methoden des kreativen Schreibens kennen lernen, die mehrsprachige Lernende individuell und ihren Voraussetzungen sowie Interessen entsprechend fördern. Eingangs werden wir uns mit Grundlagen der Schreibdidaktik beschäftigen. In praktischen Übungen und anhand authentischer Schülertexte erproben wir dann, inwiefern das kreative Schreiben eine besondere Möglichkeit darstellt, Vertrauen in die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten zu gewinnen und Verantwortung für die eigenen Texte zu übernehmen. Als besonders schreibförderlich erweist sich das kollaborative Überarbeiten von Texten, weswegen wir uns mit Methoden wie der Schreibkonferenz und der Peer-to-Peer-Schreibbegleitung auseinandersetzen. Beispielhaft werden sodann zwei kreative Schreibprojekte vorgestellt, in denen Texte geschrieben und vorgelesen werden. Das Vorlesen bringt einen zusätzlichen sprachförderlichen Aspekt ein. Erstens beschäftigen wir uns mit Poetry Slams. Dichterwettstreite, die in Cafés, Theatern und in Zeiten der Pandemie auch online ausgetragen werden, sind in Deutschland inzwischen fest etabliert. Entsprechend finden sich zahlreiche Veröffentlichungen zur Didaktisierung des Formats. Das Inszenierungsmuster eröffnet Möglichkeiten der Sprachförderung, die die Lernenden zum Schreiben motivieren, ihr Interesse an der schriftlichen Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen wecken und ihre Kompetenzen in der gesprochenen und geschriebenen Sprache stärken. Zweitens setzen wir uns mit Gedichtvertonungen, sogenannten Poetry Clips auseinander. Im Gegensatz zum Poetry Slam werden die Texte nicht live vorgetragen, sondern aufgezeichnet. Die Aufnahmen können durch Geräusche oder Musik ergänzt werden. Wir gehen der Frage nach, inwiefern Poetry Slam und Poetry Clip Projekte alltags- und bildungssprachliche Kompetenzen fördern: Wie wirken sie sich auf die produktiven Fertigkeiten Sprechen und Schreiben, die rezeptiven Fertigkeiten Hörverstehen und Lesen, den Wortschatz und das Textartenwissen der Lernenden aus? Inwiefern verändern sich das Selbstbewusstsein der Lernenden und ihr Zugang zu kulturellen und literarischen Angeboten? In der Distanzphase werden die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer eigene kreative Schreibprojekte entwickeln und durchführen, die aufgearbeitet und reflektiert werden sollen. Beratungen hierzu werden individuell gestaltet. Die Ergebnisse werden in der 2. Präsenzphase vorgestellt. Im Anschluss werden als Ausblick weitere Projektideen präsentiert und diskutiert, z. B. assoziative Schreibspiele, das kollaborative Verfassen eines Romans oder das Verfilmen selbstverfasster Gedichte. Außerdem werden Möglichkeiten aufgezeigt, kreative Schreibwerkstätten an Schulen einzurichten.